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Schlafverhalten von Pferd und Mensch im Vergleich

Schlafen ist ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis, welches Menschen und Tiere gleichermaßen haben. Während der Schlaf bei uns in der Regel in liegender Position während der Nacht stattfindet, sieht das Schlafverhalten der Tiere – insbesondere der Pferde vollkommen anders aus. Im nachfolgenden Artikel vergleichen wir den Schlaf bzw. das Schlafverhalten des Pferdes mit des Menschen.

Schlafverhalten des Pferdes
Bild: schlummerndes Pferd

Schlafdauer: Wie lange wird geschlafen?

Man geht davon aus, dass ein erwachsener Mensch durchschnittlich etwa sieben bis acht Stunden Schlaf pro Tag bzw. Nacht benötigt. Individuell gibt es stärkere Abweichungen, so dass es Personen gibt, die mit deutlich weniger Schlaf auskommen oder wesentlich mehr Schlaf brauchen. Napoleon soll beispielsweise mit etwa vier Stunden ein extremer Kurzschläfer gewesen sein, während Albert Einstein sich gerne für neun bis zehn Stunden zur Ruhe gebettet haben soll. Neueste Forschungen gehen davon aus, dass für das stark unterschiedlich ausfallende Schlafbedürfnisse ein Gen die Verantwortung trägt.

Auch beim Pferd variiert die Schlafdauer innerhalb von 24 Stunden individuell. Allgemein sagt man, dass Pferde etwa zwischen drei und vier Stunden schlafen oder ruhen, wobei teilweise auch Angaben von sieben bis zu neun Stunden Ruhezeit zu finden sind.

unterschiedliches Schlafverhalten der Pferde

Bild: unterschiedliches Schlafverhalten der Pferde

Schlafphasen: Wie lässt sich der Schlaf einteilen?

Der gesunde Schlaf des Menschen wird in die beiden Phasen Non-REM-Schlaf (non-rapid eye movement) und REM-Schlaf (rapid eye movement) eingeteilt. Zwischen beiden Schlafphasen findet normalerweise ein zyklischer Wechsel statt. Während der Mensch einschläft, befindet er sich im Non-REM-Schlaf. Alle 90 bis 110 Minuten setzt danach eine REM-Schlaf-Periode ein. Bei jungen Erwachsenen kommt es im Durchschnitt pro Nacht zu vier bis füng REM-Schlaf-Perioden.

Der Non-REM-Schlaf umfasst sowohl den leichten Schlaf als auch den tiefen Schlaf, der durch eine niedrige Gehirnwellenfrequenz gekennzeichnt ist und auch als Slow-Wave-Schlaf bezeichnet wird. Für den Non-REM-Schlaf gibt es eine Einteilung in vier Stadien. Der leichte Schlaf bildet die ersten beiden Stadien, während die letzten beiden Stadien vom tiefen Schlaf gebildet werden. Im Stadium 1 des Non-REM-Schlaf kann der Schläfer noch leicht aufgeweckt werden, während er sich im Stadium 4 im Tiefschlaf befindet, wo er schwerer aufzuwecken ist.

Man beschreibt den Non-REM-Schlaf als Zustand mit verhältnismäßig inaktivem, aber aktiv regulierenden Gehirn in einem beweglichen Körper. Beim REM-Schlaf verhält es sich anders: Hier ist eine deutliche Gehirnaktivität nachweisbar, wobei sich die Muskeln des Körpers aufgrund niedrigster Spannung gleichzeitig in einer Art Lähmung befinden. Ausgenommen von dieser „Muskellähmung“ im REM-Schlaf sind ist die Augenmuskulatur, das Zwerchfell (atmungsbedingt) sowie das Herz. Während des REM-Schlafs zucken die Augen phasenweise sehr stark, was mit dem Träumen in Verbindung gebracht wird und dieser Schlafphase ihren Namen gegeben hat (rapid eye movement = schnelle Augenbewegung). Wird man während des REM-Schlafs geweckt, ist zu 80 Prozent eine lebhafte Erinnerung an das soeben Geträumte möglich.

Auch beim Schlaf der Pferde wurden die beiden Phasen des Non-REM-Schlafs und des REM-Schlafs nachgewiesen. Darüber hinaus spricht man beim Pferd von den Phasen des Dösens, Schlummerns / Niederlegens und des Tiefschlafs.

Pferd im Tiefschlaf
Bild: Pferd im Tiefschlaf

Während der Mensch sein gesamtes Schlafbedürfnis in der Regel in einem Mal durch den Nachtschlaf befriedigt, erfolgt bei den Pferden eine Aufteilung über den gesamten Tag und die Nacht. Dazu unterbricht das Pferd seinen Tagesablauf häufiger, um für etwa zwanzig Minuten zu ruhen oder zu schlafen.

Schlafgewohnheiten: Wie wird geschlafen?

Bei den Schlafpositionen, die beim Menschen zwischen Rückenlage, Bauchlage und Seitenlage unterschieden werden, erfreut sich die Seitenlage bei mehr als 50% aller Menschen der größten Beliebtheit.

Der Mythos, dass Pferde generell im Stehen schlafen, hält sich auch heute noch zum Teil hartnäckig, ist aber nicht korrekt, da richtiger Tiefschlaf im Stehen nicht möglich ist.

Welche Position Pferde zum Schlafen einnehmen, hängt tatsächlich von der Art des Ausruhens bzw. Tiefe des Schlafes sowie von einigen anderen Faktoren ab. Während sich Fohlen zum Beispiel oft zur Ruhe auf die Seite legen, legen sich trächtige Stuten und ältere Pferde nur selten hin. Auch die klimatischen Verhältnisse (Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit) sollen Einfluss darauf nehmen, in welcher Form sich Pferde ihre Auszeiten nehmen und wie es um die Quantität des Tiefschlafs bestellt ist.

Für das Fluchttier Pferd ist das Dösen eine relativ sichere Art des Ausruhens, die im Stehen praktiziert wird. Ein dösendes Pferd ist anhand eines waagerecht getragenen Kopfes mit typisch entspanntem Dösgesichtsausdruck (Ohren fallen seitlich ab, Augen halb geschlossen, Unterlippe locker herabhängend) einfach zu erkennen. Das Schildern einer Hintergliedmaße ist ein weiteres äußeres Anzeichen für ein dösendes Pferd. Dabei ist eines der Hinterbeine abgewinkelt und steht auf der Hufspitze. Dösen gehört zum Non-REM-Schlaf. Die Pferde bekommen noch sehr viel von ihrer Umgebung mit und sind jederzeit fluchtbereit.

Auch beim Schlummern oder Niederlegen handelt es sich ebenfalls um leichten Non-REM-Schlaf. Das Pferd legt sich hierbei so hin, dass sich alle vier Gliedmaßen unter dem Rumpf befinden. Man bezeichnet diese Position bei Pferden als Brustlage. Den Kopf hält das Pferd beim Schlummern entweder hoch oder stützen ihn auf. Beim Schlummern schläft das Pferd tiefer als beim Dösen, erwacht aus diesem Schlaf jedoch relativ schnell und kann sich aufgrund der unter dem Rumpf versammelten Beine schnell aufrichten und ggf. flüchten. Die Wahrnehmung der Umgebung bzw. das Umweltinteresse des Pferdes ist beim Schlummern offenbar reduziert, was aus dem fehlenden Ohrenspiel abgeleitet wird.

Für richtigen Tiefschlaf müssen sich Pferde hinlegen. Dieses Verhalten ist jedoch nur bei Pferden zu beobachten, die sich in gewohnter bzw. sicherer Umgebung befinden. Außerdem legen sich die Pferde nur in ruhigen Tageszeiten und während der Nacht zum Tiefschlaf hin. Bevor sich das Pferd flach auf die Seite legt, nimmt es zunächst die Schlummerposition - also Brustlage – ein. Wenn sich das Pferd im Tiefschlaf bzw. REM-Schlaf befindet, kann man es tief atmen hören. Außerdem können Laufbewegungen, Lautäußerungen, die typischen schnellen, ruckartigen Augenbewegungen unter dem Lid sowie Bewegungen der Ohren bei Pferden beobachtet werden, die tief schlafen. Sinneseindrücke nimmt das Pferd während dieser Schlafperiode nicht wahr und es erwacht auch nur langsam und in Stufen daraus. Eine Tiefschlafperiode beim Pferd hält selten länger als für eine halbe Stunde an. Insgesamt geht man davon aus, dass Pferde nur etwa eine Stunde von vierundzwanzig Stunden im tiefen REM-Schlaf verbringen.

Pferd im Tiefschlaf (Detailaufnahme)
Bild: Pferd im Tiefschlaf (Detailaufnahme)

Schlafstätte: Wo wird geschlafen?

Der Mensch hat seit jeher das Bestreben seine Schlafstätte so angenehm wie möglich zu gestalten. So wurde im Laufe der Jahrhunderte bzw. Jahrtausende stets an einer Verbesserung der Schlafstellen gearbeitet, schließlich der Vorläufer des heutigen Bettes erfunden und stetig weiter entwickelt. Waren die ersten Matratzen noch mit einfachen Füllungen aus Stroh versehen, stehen uns heute für die Ausstattung des Bettes zahlreiche Alternativen von modernen Schaummatratzen über klassische Federkernmatratzen bis hin zu verschiedenartigen Naturmatratzen zur Verfügung. Mit den passenden Lattenrosten kombiniert können wir uns so einen perfekt auf unsere persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Schlafplatz einrichten.

Die Ansprüche der Pferde an die Schlafstätte sind freilich nicht so hoch wie unsere. Pferden, die in Ställen untergebracht sind bzw. in Boxen gehalten werden, steht mit der Einstreu auch eine Art von Matratze zur Verfügung. Diese kann klassisch aus Stroh bestehen oder auch in Form von z.B. Sägespänen oder Papierschnitzeln vorliegen.
 
Pferde, die in freier Wildbahn bzw. in Weidehaltung oder im Offenstall mit freiem Weidezugang leben, wählen ihren Schlafplatz oft nach bestimmten Kriterien aus. Bevorzugt werden dazu in der Regel trockene Plätze, die offen und übersichtlich gelegen sind. Als ehemaliger Steppenbewohner mit ausgeprägtem Fluchtinstinkt, spielt der weiche Lagerungskomfort für das Pferd nämlich weniger eine Rolle. Es kommt ihm vielmehr darauf an, dass von der gewählten Schlafstelle eine ungeschränkte Sicht zu allen Seiten möglich ist und Fluchtwege offen stehen.

Pferd in Pferdebox mit angeschlossenem Offenstall und Weidenutzung
Bild: Pferd in Pferdebox mit angeschlossenem Offenstall und Weidenutzung

27.06.2016