Das Glück der Erde liegt scheinbar tatsächlich auf dem Rücken der Pferde. Dies gilt nicht nur für die menschliche Seele, sondern auch für den Körper. Schließlich gibt es aus medizinischer Sicht zahlreiche Gründe, möglichst viel Zeit mit den Freunden auf vier Hufen zu verbringen. Reiten hält fit, wirkt sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und stärkt die Muskulatur. Letzteres hat nun eine neue wissenschaftliche Untersuchung bestätigt. Nicht erst seit gestern werden Pferde für zahlreiche Therapien eingesetzt. Jetzt ist klar, dass das Reiten den Bewegungsapparat von Menschen, die sehr viel sitzen, kräftigen kann. Es macht sich also bezahlt auf einem Reiterhof reiten zu lernen.
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Die Arbeitswelt zahlreicher Menschen hat sich in den letzten Jahrhunderten grundlegend gewandelt. Während man früher vor allem in der Landwirtschaft oder in einer Fabrik harte körperliche Arbeit geleistet hat, finden heute zahlreiche Arbeitnehmer ihre Beschäftigung in einem Büro. Das viele Sitzen führt jedoch zu gesundheitlichen Problemen. Wer die meiste Zeit des Tages auf einem Stuhl verbringt, bewegt sich nicht genug. Sitzen gilt längst als das neue Rauchen, wer sich jedoch ausreichend bewegt, hat eine bis zu fünf Jahre höhere Lebenserwartung – das beweisen Studien aus den USA.
Menschen, die jeden Tag stundenlang im Büro verbringen, neigen nicht nur zu wenig Bewegung, sondern auch zu ungesunder Ernährung, und dass obwohl das richtige Essen massive Auswirkungen auf die Konzentration, den Fokus und das Gedächtnis eines Menschen hat. Das sind Aspekte, von denen nicht nur mental fordernde Berufsgruppen wie Büroangestellte, Programmierer oder professionelle Schach- und Pokerspieler profitieren, sondern auch diejenigen, die physisch fordernde Disziplinen ausüben. Gleichzeitig hilft neben gesunden Lebensmitteln auch regelmäßige Bewegung dabei, fit zu bleiben, weshalb die WHO mindestens 150 Minuten Sport pro Woche empfiehlt, um der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun. Wie neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, stärkt dabei das Reiten genau jene Muskelgruppen, die der Bewegungsapparat besonders benötigt.
Sie zeigen, dass sich der Muskeltonus im Rumpf, den Hüften und in den Oberschenkeln durch das Reittraining steigern lässt. Dieser Effekt tritt bei regelmäßigem Reiten schon nach acht Wochen auf. Das ist eine gute Nachricht für Menschen, die ihren Tag zumeist im Sitzen verbringen. Schließlich ist die Passivität nicht gut für den Bewegungsapparat. Je länger man sitzt, desto stärker leiden die Haltung und die Muskeln. Dann beginnen diese zu verkümmern. Die gute Nachricht ist, es gibt Abhilfe. Das Reiten erweist sich als idealer Ausgleichssport für jene Menschen, die zu viel sitzen und sich zu wenig bewegen.
Um ihre These zu untermauern, luden die Wissenschaftler 30 Frauen im Alter zwischen 20 und 23 Jahren ein, an einer Studie teilzunehmen. Dazu trainierten sie dreimal wöchentlich mit Pferden und beobachteten erstaunliche Veränderungen. Das Reiten aktivierte die Muskulatur in den Oberschenkeln, an den Hüften, sowie am Rumpf. Die aufrechte Haltung beim Reiten stärkte zudem die Muskulatur deutlich. Somit kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass das Reiten ideal für die Behandlung und die Vorbeugung von Muskel- und Skeletterkrankungen sein könnte. Diese werden oft durch langes Sitzen verursacht. Das Reiten wäre die ideale Therapie für diese Beschwerden.
Die Studie wurde vom Forschungsinstitut für Sport- und Industriewissenschaften an der Hanseo University in Seosan, Südkorea, durchgeführt und im US-Magazin „The Horse“ präsentiert. Die Teilnehmerinnen hatten vor Beginn der Studie rund sechs Monate nicht trainiert und konnten sich für Sport nicht begeistern. Zu Forschungszwecken teilen die Wissenschaftler die Frauen in zwei Gruppen auf. Eine davon trainierte dreimal pro Woche 25 Minuten mit Schritt-, Trab- und Schritt-Trab-Übergängen. Dazu wurde jedoch ein Reitsimulator verwendet, weil alle Teilnehmerinnen Anfängerinnen waren. Die Kontrollgruppe verzichtete während der acht Wochen vollständig auf Sport.
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Die Ergebnisse sprachen für sich. Nach dem Ende der acht Wochen Training zeigte sich in der ersten Gruppe eine deutliche Verbesserung des Muskeltonus in den Bereichen Oberkörper, Oberschenkel und Hüften. Bei manchen Teilnehmerinnen war dieser sogar um das Doppelte angewachsen. Wie zu erwarten, zeigte die Kontrollgruppe keinerlei körperliche Veränderungen. Die Forscher sehen daher ihre These als bewiesen an, dass Reiten ein ideales Training für Menschen ist, die eine sitzende Tätigkeit ausüben.