Sie ist als Mittel der Feinabstimmung eine wesentliche Erleichterung und Erweiterung der Arbeit unter dem Sattel. In diesem Artikel will ich insbesondere die Arbeit mit dem Pferd an der Longe und deren Vorbereitung dazu beschreiben.
Zweck der Arbeit mit der Longe ist, das Vertrauen des Pferdes zu gewinnen, es daran zu gewöhnen, sich dem Willen des Reiters unterzuordnen, es ohne Belastung des Reiters ins Gleichgewicht zu bringen, seine Geschicklichkeit zu vermehren und es wendsam zu machen. Gleichzeitig soll das Pferd durch diese Arbeit langsam die Sprache des Reiters - die Hilfen - kennenlernen.
Hierzu gibt es zwei grundsätzliche Wege, die die Bodenarbeit mit dem Pferd oder Pony ermöglichen:
1) Man konditioniert das Pferd auf gewisse, immer wiederkehrende Signale, belohnt richtiges Verhalten, übergeht falsche Reaktionen und "erarbeitet" sich so eine gemeinsame Sprache.
2) Man begibt sich selbst in die Welt der Pferde, greift weitmöglichst ihre Sprachsignale auf und versucht, sich mit diesen verständlich zu machen.
Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile. Bei der Signalarbeit kann es besonders zu Beginn der Arbeit leicht zu Missverständnissen kommen. Die gemeinsame "Sprache" ist ja noch nicht entwickelt, Mensch und Pferd "reden" aneinander vorbei. Es kann dabei auch zu jenen unschönen Szenen kommen, die wir sicherlich schon alle gesehen haben: Wegstürmendes Pferd mit nachschleifender Longe, mitgezogener Reiter usw.
Man muss also sehr behutsam, am besten mit einem Helfer, der das Pferd führt, die anfänglichen Schwierigkeiten beheben.
So werden die Pferde in den klassischen Ausbildungsstätten Europas immer zu zweit an die Longenarbeit gewöhnt. Der Helfer führt das Pferd auf dem Zirkel an, während der Longenführer von der Mitte aus stehend das Pferd longiert. Nach und nach entfernt sich der Helfer entlang der Longe, der Longenführer übernimmt die alleinige Arbeit.
Diese aufwendige Möglichkeit hatten viele Gebrauchsreiter der südeuropäischen Länder nicht. Von dort her kommt eine andere Methode, die Pferde an die "lange Leine" zu gewöhnen. Über das Führen in dominanten Positionen, das Mitgehen auf sich langsam vergrößernden Kreisen erarbeiten sich diese Reiter eine sehr große Sensibilität und Wachheit der Pferde auf die "Körpersprache" des Ausbilders. Die Longe hängt durch, wird nur im Bedarfsfall angefasst und das Pferd wird fast ausschließlich über die Position des Ausbilders longiert.
Will man aber im Sinne der klassischen Reitweise weiterarbeiten, so müssen die Pferde auch gelernt haben, sich anfassen zu lassen, auf Einwirkungssignale fein zu reagieren.
Wir haben bei der Ausbildung unserer Pferde sehr gute Erfahrungen mit der Kombination dieser beiden Ausbildungsansätze gemacht.
Sie sind auch im besonderen Maße auf die Möglichkeiten der Freizeitreiter zugeschnitten, die nun nicht immer zu zweit mit ihren Pferden arbeiten können, vielfach nicht einmal über einen solide eingezäunten Reitplatz verfügen.
Zu Beginn der Ausbildung sollte das Pferd mindestens drei bis dreieinhalb Jahre alt sein. Mit jüngeren Pferden kann das im folgenden beschriebene Führtraining auch schon eingeübt werden, wobei es immer nur spielerisch und kurz erfolgen sollte.
Ernsthafte Longenarbeit mit Ein- oder Zweijährigen wäre verfrüht und viel zu anstrengend!
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